Social Media und das Thema Sicherheit

von Peter Soth

In den letzten Wochen habe ich wieder sehr viele Blog-Posts gelesen, in denen immer wieder mantraartig auf die mangelnde Bereitschaft deutscher Unternehmen, sich mit dem Thema Social Media zu beschäftigen, hingewiesen wird. Laut zahlreicher Studien (z.B. [1]) lehnen demzufolge knapp 86% aller deutschen Unternehmen Social Media aus Sicherheitsgründen ab.
Auf Veranstaltungen zum Thema Social Media wird von Agenturen meist nur aufgezeigt, wie wichtig es ist, dabei zu sein. Sicherheitsthemen werden gerne ausgeblendet, da dies dem neuen Geschäftsfeld nicht zuträglich ist.
Ich möchte hier nicht gegen Social Media wettern, aber ich finde es immer besser, wenn man sich der Gefahr bewusst ist. Nur dann kann adäquat reagiert werden. Des Weiteren ist es meines Erachtens sehr wichtig, die IT-Abteilung von Anfang an, bei den sicherheitsrelevanten Themen, zu involvieren. Ein Alleingang der Marketing- bzw. Personalabteilung ist nicht anzuraten. Aber wo lauern jetzt genau die Gefahren?

Ein kleiner Exkurs in die Welt der Virenscanner

Durch einen Virenscanner wird verhindert, dass sich Schädlinge (Malware) - wie Computerviren, Computerwürmer oder Trojanische Pferde - auf einem PC einnisten können. Hierzu arbeiten die Hersteller vor allem mit 2 Verfahren, den Virensignaturen und Heuristiken (Suche nach Merkmalen eines Computervirus). Leider sind Virenscanner nicht 100% zuverlässig. So können Virensignaturen erst vom Hersteller zum Download angeboten werden, wenn diesem der neue Virustyp bekannt ist (Problem der Zero-Day-Attacke [2]).

Was macht Facebook und Co nun so gefährlich?

Ein Angriff ohne Social Media benutzt beispielsweise Massenemails. Bei dieser Angriffsform wird darauf vertraut, dass ein gewisser Prozentsatz unwissentlich auf einen Link klickt. Mit Social Media Netzwerken, wie Facebook, Xing oder Google+ können Angreifer mit einer viel kleineren Anzahl von Mails auskommen und somit (theoretisch) fast punktgenau Malware auf den PC eines Mitarbeiters einschleusen.

Wie könnte so ein Angriffsszenario aussehen?

So kann beispielsweise über Xing der Vor- und Nachname von Mitarbeitern einer bestimmten Firma (und vielfach sogar die Abteilung) ermittelt werden. Dann ist es ein leichtes sich die Emailadressen zusammenzusetzen. Ohne Xing müssten die Emailadressen durchprobiert werden. Die Vornamen würden einer Vornamenliste (die es im Internet gibt) entnommen, die Nachnahmen würden permutiert werden. So wäre beispielsweise meine Email-Adresse sehr schnell ermittelt, da mein Nachname nur aus 4 Buchstaben besteht. Bei dieser Vorgehensweise müssen jedoch sehr viele Mails – auch viele mit falschen Mailadressen – an den Mailserver der anzugreifenden Firma versendet werden, deshalb wird solch ein Angriff mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auffallen. Bei der Social Media Variante erreichen alle Mails ohne Verdacht die Empfänger. Virenscanner, die im Mailserver installiert sind, können keine Muster erkennen, da es Emails sind, die individuell für einen kleinen Kreis von Adressaten erstellt wurden. Klickt dann ein Mitarbeiter auf einen Link innerhalb der Mail, so wird der Schädling (Malware) heruntergeladen. Diese wird vom Virenscanner wahrscheinlich nicht erkannt, da es sich um einen ganz neuen und individuell für diesen Angriff entwickelten Virus handelt.

Facebook ist aufgrund seiner sehr hohen Anzahl von Mitgliedern besonders interessant für Angreifer, vergleichbar mit Windows in Bezug auf Linux. Aus diesem Grund ist es wohl wahrscheinlicher, sich über Facebook Malware einzuschleppen, als über Xing. Ein weiteres Sicherheitsproblem ergibt sich bei Facebook und Co. dadurch, dass ich von meinen Kontakten (Freunde und Bekannten) Nachrichten erhalte - und nicht von einer unbekannten Phishing-Mail-Adresse -, die ich für vertrauenswürdig halte. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich auf einen Link, der mir von einem Freund über Facebook geschickt wurde, klicke, ist somit weitaus größer. Durch Social Media erhalten Angreifer somit erstmalig die Möglichkeit sehr gezielte Angriffe durchzuführen.

Fazit

Durch Social Media wird eine neue Qualität von Angriffen stattfinden. Jedes Unternehmen muss für sich den Nutzen und die Gefahren von Social Media abwägen. Folgende Punkte sind meines Erachtens beim Einstieg in diese Thematik zu beachten:

  • Mitarbeiter müssen für das Thema Sicherheit im Kontext von Social Media sensibilisiert werden. Wichtig wäre es auch, eine IT-Security-Strategie in den Social Media Guide mit aufzunehmen. Hier könnte dann auch verankert werden, dass es beispielsweise wichtig ist, ein sicheres Passwort bei Facebook und Co. zu verwenden. 
  • Brauchen alle Mitarbeiter Zugriff auf Social Media? Dies ist eine wichtige Frage. Meistens benötigt nur die Marketing oder Corporate Communications Abteilung einen direkten Zugang. Die restlichen Mitarbeiter könnten sich auch über Ihr Smart-Phone - während der Mittagspause - bei Facebook oder Xing einwählen. Den Zugriff der Marketingabteilung könnte man beispielsweise über eine Bitbox [3] absichern. 
  • Des Weiteren wäre die Benennung eines zentralen Ansprechpartners wichtig. Zum einen können sich Mitarbeiter mit Fragen an diese Person wenden und zum anderen kann diese Person dann das Krisenmanagement koordinieren. Social Media wird zukünftig ein weiteres Aufgabengebiet für den Chief Security Officer darstellen.

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